Montag, Dezember 9

Immunologie – Wie Zellen und Moleküle über unsere Gesundheit wachen

von Eva Hupfer
Lesedauer: ca. 4 min.

24 Stunden täglich und 7 Tage die Woche ist es für uns im Einsatz. Es schützt uns vor Krankheit, wacht über unsere Gesundheit. Wir alle haben es und merken großteils gar nicht, welche bitteren Kämpfe es in unserem Körper austrägt. Die Rede ist von unserem Immunsystem!
Im Gespräch mit Dominik Humer MSc. durften wir erfahren, wie unser Immunsystem arbeitet, wie sehr es uns tagtäglich gegen fremde Eindringlinge verteidigt und was Dominiks Arbeit damit zu tun hat. Eins erkannten wir sehr schnell: Es ist komplex!
Und genau deshalb, möchten wir euch beginnend mit diesem Artikel, Immunologie in kleinen Dosen verabreichen, sodass es zu keiner Überdosierung an Wissen kommt und ihr in kleinen Happen eine Idee vom Immunsystem, seinen Aufgaben, Reaktionen und vielem mehr, bekommt. Viel Spaß beim Lesen!

Während wir im Alltag von „einem“ beziehungsweise „dem“ Immunsystem sprechen, gibt es allerdings zwei Komponenten, die in der Medizin unterschieden werden: Unser angeborenes und unser erworbenes Immunsystem. Unser angeborenes Immunsystem ist jenes, mit dem wir quasi auf die Welt kommen – es entwickelt sich kurz nach der Geburt vollständig aus und bleibt uns mehr oder weniger unser gesamtes Leben erhalten. Auf der anderen Seite gibt es noch eine andere Art von Immunsystem – das erworbene Immunsystem. Unser ganzes Leben lang, lernt es verschiedenste (und somit zuerst fremde) Viren, Bakterien, Pilze und vieles mehr kennen. Es macht also andauernd Bekanntschaft mit anderen Eindringlingen und lernt, den Körper davor zu schützen.
Doch was passiert, wenn unser angeworbenes Immunsystem seine alten Bekannten wieder vergisst? Beziehungsweise kann das überhaupt passieren? Ja, auch das ist möglich. Wenn wir beispielsweise gegen COVID-19 geimpft werden, entwickelt unser Körper Antikörper gegen den COVID-Virus und wir sind so lange vor einer Infektion geschützt, so lange genug Antikörper in unserem Körper sind, die uns verteidigen. Dasselbe gilt aber auch bei der FSME-Impfung – der Zeckenimpfung, oder bei der Tetanus- und Masernimpfung.
Und woher wissen wir, ob wir noch gegen eine Krankheit geschützt sind oder eben nicht mehr? Das geht eigentlich ganz einfach: Mit einer Überprüfung unserer Blutabnahme im Labor. Es wird getestet, wie viele Antikörper noch in unserem Körper vorhanden sind. Diesen Test kennt ihr wahrscheinlich als „Titer-Bestimmung.“
Interessant ist auch, dass ein Unterschied von weiblichen und männlichen Immunsystemen festgestellt werden konnte. Frauen sind etwa länger durch eine Impfung geschützt, als Männer. Unter anderem deshalb gilt das Immunsystem von Frauen als reaktiver – es reagiert mit einer stärkeren Antwort auf „Eindringlinge“.

Wie arbeitet das Immunsystem? Und was hat die Qualitätssicherung in einer Schokoladenfabrik damit zu tun?

Stell dir vor, wir befinden uns eben in einer Schokoladenfabrik. Dort gibt es Mitarbeiter*innen (Zellen), Pralinen, die hergestellt werden (Proteine, die sich in den Zellen befinden), ein Fließband (Blut- und Lymphsystem), das unsere Mitarbeiter*innen, Pralinen, aber auch unsere Qualitätssicherung (Immunsystem) durch die gesamte Fabrik (Körper) schickt und auch in den letzten und kleinsten Winkel unserer Schokofabrik vordringt.
Bevor also die Pralinen die Fabrik verlassen und verkauft werden können, müssen sie eine Qualitätssicherung durchlaufen. So ähnlich funktioniert das auch bei unserem Immunsystem. Es patroulliert nämlich ununterbrochen durch unseren Körper und beobachtet ganz genau, ob es irgendwo zu unerwünschten Veränderungen kommt.
Neben der Qualitätskontrolle (Immunsystem), gibt es ja auch noch unendlich viele Mitarbeiter*innen (Zellen). Ihre Aufgabe ist es, einerseits stichprobenartig ihre Produkte – die Pralinen (z.B. Proteine), an die Oberfläche zu transportieren, um ihre Qualität überprüfen zu lassen. Andererseits erkennen die Mitarbeiter*innen aber auch, wenn eine ihrer Pralinen nicht ganz wie gewünscht ist und befördern sie ebenfalls an die Oberfläche, um sie der Qualitätssicherung zu zeigen. Gibt die Qualitätssicherung grünes Licht, darf die Praline verkauft werden und die Mitarbeiter*in weiterarbeiten. Erkennt das Qualitätssystem aber, dass eine Praline fehlerhaft ist, dann wird nicht nur die Praline sicherheitshalber vernichtet, sondern auch die Mitarbeiter*in fristlos entlassen. Im menschlichen Körper funktioniert das in Wirklichkeit etwas anders. Denn unser Immunsystem, zerstört nicht nur das fehlerhafte Protein, sondern auch die gesamte dazugehörige Zelle.

Leider kommt es trotz der guten Arbeit der Qualitätssicherung beziehungsweise unseres Immunsystems immer wieder zu kleineren oder größeren Pannen und wir werden krank.
Wie unser Immunsystem auf unerwünschte Veränderungen in unserem Körper reagiert und damit versucht, uns vor Erkrankungen zu schützen beziehungsweise uns gegen sie zu verteidigen, erfahrt ihr im nächsten Artikel aus der Immunologie-Reihe.
Bleibt gespannt!

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